Lebensläufe

Über einen Zeitraum von 20 Jahren wurden junge Menschen des Jahrgangs 1954/55 vom Beginn ihrer Schulzeit bis zum Eintritt in das Berufsleben und der Familiengründung begleitet. Der Film entwickelt ein differenziertes Bild sehr verschiedenartiger Lebenswege, Lebenskonflikte und Persönlichkeitsentwicklungen in der DDR. / Ein Film in neun Teilen, eingeleitet mit einem Prolog und mit einem Epilog endend. Den Hauptteil bilden Einzelportäts, die versuchen, den Lebensweg und die Entwicklung von neun Schulkindern bis in das Erwachsenenalter nachzuzeichnen:1. Prolog (07'00) 2. Jürgen W. - Maler, Maurer (30'00) 3. Gudrun K. - Köchin, Staatswissenschaftlerin, Bürgermeisterin (17'00) 4. Bernd Ö.- Chemiefacharbeiter, Meister, Schichtleiter (22'00) 5. Brigitte H. - Facharbeiterin: Geflügelfarm, Erzieherin (28'00) 6. Dieter F. - Zimmermann, Zeitsoldat, Baufacharbeiter (32'00) 7. Elke F. - Technische Bauzeichnerin, Teilkonstrukteurin (15'00) 8. Marieluise S. - Chemielaborantin (29'00) 9. Winfried J. - Diplomingenieur für Informationstechnik (25'00) 10. Ilona M. - Elektrofacharbeiterin, Funktionärin der FDJ-Kreisleitung (35'00) 11. Epilog (15'00) Verwendet wurde Material aus der noch nicht abgeschlossenen Langzeitstudie "Die Kinder von Golzow". Der Film stellt eine Art zwischenzeitliche Rückschau dar. Das Projekt begann 1961 mit dem Film "Wenn ich erst zur Schule geh'". Einige Schüler einer Klasse in Golzow, Kreis Seelow (Frankfurt / Oder) werden vom ersten Schultag an bei wichtigen Ereignissen in ihrem Leben, auch über die Schulzeit hinaus, gefilmt und interviewt. In einem Zeitraum von zwanzig Jahren entstehen folgende zum Zyklus gehörende Filme:"Wenn ich erst zur Schule geh'", 1961 "Nach einem Jahr (Beobachtungen in einer ersten Klasse)", 1962 "Elf Jahre alt", 1966 "Wenn man vierzehn ist", 1969 "Die Prüfung", 1971 "Ich sprach mit einem Mädchen", 1975 "Anmut sparet nicht noch Mühe", 1979 Geschichte der Kinder von Golzow - eine Chronik Aus diesen, die ganze Gruppe betreffenden Filmen montiert Junge Einzelporträts einiger ihrer Mitglieder. Er versucht rückblickend, die persönliche Entwicklung der einzelnen nachzuzeichnen. Dabei geht er bei der Beschreibung der Lebensläufe nicht chronologisch vor. Meist wird zuerst das Schulkind in der Klasse vorgestellt und dann der Sprung zum Erwachsenen gemacht, wie er zur Zeit der letzten Dreharbeiten vor der Kamera stand. Die Aufarbeitung der einzelnen Lebensläufe richtet sich nach vorhandenem Material Nicht alle Protagonisten haben filmenswerte Ereignisse (Erster Schultag, Jugendweihe, Lehre, Militärzeit, Hochzeit, Kinder, ... ) aufzeichnen lassen. / Fehlende Bilder werden oft durch einen Kommentar ersetzt.Junge fügt dem schon kommentierten Bildmaterial weitere Kommentare hinzu und versucht damit gleichzeitig über den Menschen vor der Kamera sowie über sein eigenes Vorgehen bei den zurückliegenden Dreharbeiten zu reflektieren.Die Art der Interviewführung und die erläuternden Bemerkungen sollen Ausdruck einer partnerschaftlichen Erarbeitung der Filme sein, die sich mit jedem neuen Film weiterentwickelt.Auf den Betrachter wirkt die Umgangsweise jedoch oftmals eher distanziert, Fragen und Kommentar klingen altklug, bewertend und lassen den Porträtierten wenig Raum. Oft ist deutlich eine Befangenheit zu spüren.Jeder Lebenslauf endet mit einem chronologischen Abriß von Standbildern, die wie Fotos in einem Album noch einmal die Veränderung der Person in Zeitraffer zeigen.Eingebettet sind die Lebensläufe zwischen Prolog und Epilog.Jeder Teil ist mit einem Zwischentitel vom nächsten abgegrenzt, die Lebensläufe sind numeriert.Prolog: Panoramaschwenk über die winterliche Landschaft an der Oder. Der Kommentar führt, Geschichte und Lage nach dem Krieg einbeziehend, in das Projekt ein.Die Dokumentation der wichtigsten Tage im Leben sollen die Entwicklungen der Personen sichtbar machen. Veränderung, Entwicklung und die Reflektion über diese Begriffe, ihre Auswirkungen im alltäglichen Leben soll Gegenstand des Films sein.Am Ende des Prologs werden die Kinder, um die es geht, kurz in der Schule gezeigt.Epilog: Panoramaschwenk über die Oderlanschaft.Der Kommentar blickt noch einmal zurück auf das Projekt.Während die Kamera durch Golzow fährt, hört man Assoziationen zu einzelnen Orten und dazugehörenden Personen Dann folgt eine Kurzporträtierung einiger in Golzow Arbeitender, die ebenfalls in der Schulklasse waren. Zu einigen von ihnen wird eine kurze Charakterisierung abgegeben und eine kurze Szene aus der Schulzeit eingeblendet.Ein Blick auf die Schule verdeutlicht noch einmal, daß sich alles weiterentwickelt und längst eine neue Generation dort den ersten Schultag feiert, der zugleich der Weltfriedenstag ist.Zum Schluß ein zufälliges Zusammentreffen der Gruppe in Golzow am Tag der Republik. Der Regisseur bemerkt, daß die Gruppe längst zerfallen ist und nur in seinen Filmen zusammengeführt wird, wenn er sie einzeln aufsucht und in seinen Filmen zusammenführt.Der Film endet mit einer Aufforderung an den Zuschauer, beim Nachdenken zu berücksichtigen, daß die Porträtierten zwar freiwillig, nicht aber immer begeistert vor der Kamera standen. Sie hätten das Projekt weiter unterstützt, weil sie es einmal begonnen hatten, nicht weil sie gerne vor der Kamera standen oder irgendwelche Vorteile daraus zogen.Der Film stellt keine repräsentative soziologische Studie dar, vermittelt dennoch ein Stück Entwicklung einer Generation in der DDR.

Archivnummer HDF000020
weitere Titel:
Filmschaffende
DEFA-Dokumentarfilmstudio (Redaktion)
Winfried Junge (Regisseur/in)
Karl Gass (Autor/in)
Hans-Eberhard Leupold (Kamera)
Charlotte Beck (Cutter/in)
Hans-Jürgen Mittag (Sonstige/r Mitwirkende/r)
Gerhard Rosenfeld (Komponist/in)
Charlotte Galow (Produktionsleiter/in)
Klaus Dörrer (Produktionsleiter/in)
Datierung 1980
Länge 257'00"
Formate
Super VHS SW-Teile
Farbe SW-Teile
Ton
Kategorien GESELLSCHAFT UND SOZIALES, POLITIK UND MILITÄR
Schlagwörter
Eintragdatum: 10.03.1993
Änderungsdatum: 16.01.2004