Mädchen in Wittstock

Junge Arbeiterinnen im Industriebetrieb einer Kleinstadt Ein Film über die Situation junger Arbeiterinnen in einem im Aufbau befindlichen Textilkombinat. / Mit diesem Film beginnt der in der Zwischenzeit fünfteilige "Wittstock-Zyklus". / Die Langzeitstudie verfolgt den Alltag junger Frauen, die in einer Jugendbrigade des Textilkombinats im vormals ländlichen Wittstock zu arbeiten begonnen haben. Die Industrialisierung der Gegend und der damit verbundene Zustrom von Arbeitskräften aus der Umgebung verändert die Situation der abgeschiedenen Kleinstadt."Mädchen in Wittstock" ist die erste Begegnung mit den jungen Frauen, die über ihre Probleme am Arbeitsplatz und im Privaten berichten.Der Vorspann beginnt mit einer Tanzveranstaltung vor der Stadtmauer. Die Jugendlichen treffen sich zu einer abendlichen Disco außerhalb der Kleinstadt, die ansonsten nicht viel zu bieten hat.Ankunft junger Arbeiterinnen am Bahnhof von Wittstock.Kurzinformation zur Geschichte der ummauerten Stadt mit Tuchmachertradition, mit Panoramaansicht und einigen Staßenansichten unterlegt.Wittstock liegt umgeben von märkischer Landschaft nordwestlich von Berlin.Nach dem Filmtitel wird die Ankunft einiger Arbeiterinnen im Kombinat, das außerhalb der Stadt, an der Stelle der ehe- maligen Tuchfabrik aufgebaut wurde, gezeigt. Der Kommentator stellt fest, daß sich seit der Errichtung der Textilfabrik einiges verändert hat.1974 ist das Filmteam bei der Inbetriebnahme der neuen Bänder dabei und filmt den ersten Arbeitstag der Jugendschicht, auf die sich dieser Film konzentriert.Fabrik, innen: Frauen bei der Arbeit, Kommentar erläutert die Situation.Die jungen Frauen haben gerade ihre Ausbildung beendet und sollen nun als eigenständige Jugendbrigade am Aufbau der Obertrikotagenfabrik mitwirken. Es handelt sich um eine Abteilung junger Näherinnen in der Konfektion. Die Losung:"Der Jugend vertrauen, heißt in erster Linie, ihr Verantwortung zu übertragen" steht als Leitsatz für ihre Arbeit.Das Anliegen des Films ist es, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Näherinnen aus ihrer Sicht zu zu beleuchten.Die Kamera beobachtet die noch unerfahrenen Frauen bei der Arbeit. Die Frage ist, wie sie mit ihren neuen Aufgaben, zum Teil in leitenden Positionen, fertig werden.Von nun an tritt der Kommentar in den Hintergrund.Die zurückhaltende Interviewführung von Volker Koepp schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der die Frauen kritisch und direkt, ohne Angst vor Reglementierungen seitens der Vorgesetzten oder der Leitung, von den Problemen und Mängeln im Betrieb sprechen. Die Kritik wird ernst genommen, weder kommentiert noch in Frage gestellt. Koepp steht eindeutig auf seiten der Arbeiterinnen, die auf die knappen Fragen, die niemals suggestiv gestellt werden, ungewöhnlich offen und kritisch antworten.Beobachtungen am Arbeitsplatz, Aufnahmen einer Versammlung mit der Betriebsleitung: Die Jugendbrigade wird in der Produktion als Schlußlicht bezeichnet. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Selbstbewußt weisen die jungen Frauen die Leitung auf Mängel der Produktions- und Arbeitsbedingungen und auf Fehler in der Leitung und Konzeption des Betriebs hin.Auch gruppeninterne Probleme werden angesprochen. An ihren Arbeitsplätzen befragt, geben die meisten Kliquenwirtschaft und mangelnde Zusammenarbeit als größte Probleme an.Dennoch stellen sie sich geschlossen hinter eine junge Gruppenleiterin, als diese von der Leitung abgesetzt und von einer älteren Kollegin ersetzt werden soll. Die ständige Reibung mit der Leitung entsteht ihrer Meinung nach durch mangelnde Erfahrung und zu wenig Unterstützung, woran sich trotz Aussprachen kaum etwas bessere.Interview zu Freizeit und dem Leben in Wittstock.Einige von Ihnen verbringen das Wochenende nach Möglichkeit in ihren Heimatorten. "Wittstock bringt's nicht" ist das knappe Urteil einer Befragten, dem sich wohl die meisten anschließen würden.Die Frauen, die nach Wittstock gezogen sind, attestieren den Einwohnern Sturheit und behaupten von diesen nur Schlechtes nachgesagt zu bekommen.Interview auf der Straße: Frage nach (materiellen) Wünschen der jungen Frauen.Subjektive Kamera: Blick aus dem Fenster eines sich von der Fabrik entfernenden Fahrzeugs.

Archivnummer HDF000021
weitere Titel:
Untertitel: Wittstock-Zyklus T:1
Filmschaffende
DEFA-Dokumentarfilmstudio (Redaktion)
Volker Koepp (Regisseur/in)
Richard Ritterbusch (Autor/in)
Michael Zausch (Kamera)
Konrad Körner (Sonstige/r Mitwirkende/r)
Datierung 1975
Länge 20'00"
Formate
Super VHS Schwarz/weiß
Farbe Schwarz/weiß
Ton
Kategorien GESELLSCHAFT UND SOZIALES, Regionales
Schlagwörter
Eintragdatum: 15.03.1993
Änderungsdatum: 22.12.1993