Romeo und Julia 1963

Die Kameras sind von Anfang an dabei gewesen, bei der ersten Besprechung des Regisseurs mit seinen Mitarbeitern und Schauspielern, und dann über alle Stationen der Inszenierung von Shakespeares "Romeo und Julia" für das Nationaltheater in Prag, von der Probenbühne bis zur Premiere. Der Film teilt mit, daß und wie allmählich ein Theaterstück - nicht Wirklichkeit, sondern geformte Wirklichkeit - aus dem Medium der Buchstaben, der gedruckten Sprache, in ein anderes transportiert wird, der Bühne, der gesprochenen Sprache, der Darstellung, der Verlebendigung. Die Quasi-Wirklichkeit der Literatur wird aufgebrochen zu einer Botschaft, "Romeo" und "Julia" werden Träger dieser Botschaft, deren Name Toleranz lautet. Aufgabe des Filmautors ist es, die Interpretation des Theaterregisseurs festzuhalten, zu verkürzen, zu verdichten. / Der Film berichtet schließlich von nichts anderem als von dem mit ausdrücklichen Deklarationen des Bühnenregisseurs an das Ensemble verbundene Bemühen, das Drama als ein Drama der Toleranz der Jugend auszulegen. Dennoch sind Szenen mit Jugendlichen eingeschnitten, Szenen, die mit dem Entstehen der Inszenierung - dem Thema - nichts zu schaffen haben. / Gerade in dieser gewaltsamen Verbindung der Theaterinszenierung mit dem möglichen, gewünschten jugendlichen Publikum, dem zuliebe die Inszenierung so ist wie sie ist, dem sie geradezu abgelauscht und dann wieder auf den Leib geschneidert wird, gerade in dieser interpretierenden Grenzüberschreitung des Dokumentarfilms zeigt sich die Könnerschaft Cinceras.

Archivnummer HDF001935
weitere Titel:
Originaltitel: Romeo a Julie
Filmschaffende
Raduz Cincera (Regisseur/in)
Raduz Cincera (Autor/in)
Vladimir Lorenc (Kamera)
Raduz Cincera (Cutter/in)
Kratky Film Prag (Redaktion)
Datierung 1963
Länge 31'00"
Formate
VHS Schwarz/weiß
Super VHS Schwarz/weiß
Farbe Schwarz/weiß
Ton
Kategorien GESELLSCHAFT UND SOZIALES, Kultur > Theater
Schlagwörter
Eintragdatum: 05.04.1995
Änderungsdatum: 25.04.1995