Wiseman filmt zwischen Thanksgiving und Weihnachten im Neiman-Marcus, dem größten Kaufhaus in Dallas. / Im Mittelpunkt steht die Organisation und Präsentation einer bunten kommerziellen Welt. / Die Produkte sind exklusiv und entsprechend teuer, der Service entsprechend gut. Morgens, vor Dienstbeginn, trainieren die Verkäuferinnen unter Anleitung ihre Finger und ihren freundlichen Gesichtsausdruck.Auch Ein- und Verkaufsstrategien werden in Mitarbeiterschulungen eingeübt. Die wichtigste Strategie des Unternehmens ist Perfektion, denn man repräsentiert Stil.Und zwar nicht nur in Form eines exklusiven Angebots, sondern vor allem mit entsprechender Darbietung.Modenschauen, Lärmvermeidung, glanzvolles Ambiente, dezente Beleuchtung und Hintergrundmusik oder Livemusik:Jedes Detail ist genau geplant und perfekt organisiert.Der Kunde soll sich nicht nur wohlfühlen, er soll sich dieser Konsumwelt hingeben, sich überzeugt zum Kauf entschließen. Es geht um mehr als ums Einkaufen; der Besucher soll sich Zeit lassen, er kann das unerschöpfliche Angebot an visuellen Reizen auf sich wirken lassen. Ein Besuch bei Neiman-Marcus ist kein Routine-Gang, sondern ein nicht-alltägliches Erlebnis, ein Eintauchen in eine exklusive Welt mit eigenen Verhaltensregeln, die vergessen läßt, worum es eigentlich geht: Geld.Wiseman enthüllt diesen Aspekt, wenn er Verkaufskonferenzen und Marketing-Meetings filmt und die Finanzpolitik des Unternehmens transparent macht oder wenn er ein Bewerbungsgespräch festhält, in dem ein potentielle Verkäuferin sich selbst bestmöglich zu verkaufen versucht.Aber auch wenn er die Produktion der für das Kaufhaus bestimmten Waren in Großbetrieben, oder die Kaufhausmitarbeiter nach Dienstschluß an der Stechuhr zeigt.Dies und die Offenlegung psychologischer Verkaufsorganisation und gezielter Suggestion entlarvt eine gänzlich konstruierte Welt.Wiseman, in der Tradition des Direct Cinema, arbeitet in diesem Farbfilm ohne jeden Kommetar und ausschließlich mit O-Ton. Die eigentlich bemerkenswerte Leistung, die gefilmten Personen nicht durch die Präsenz der Kamera zu unangemessenem Verhalten zu verleiten, mag einerseits darin begründet sein, daß Wiseman mit einer sehr leichten, tragbaren und weniger auffälligen Ausrüstung arbeitet. Andererseits verdeutlicht dieses Phänomen aber auch, daß sich in der künstlichen Kaufhauswelt ohnehin jeder inszeniert. Dieser Aspekt findet sich in ähnlicher Form in Wisemans Film Model wieder.