Dialog bei Kanal 4

Jürgen Böttcher erzählt von seinen Erfahrungen als Dokumentarfilmer in der DDR. Eigentlich wollte er Spielfilme machen, aber man hinderte ihn, befürchtete, daß "Angriffe auf das System" dabei herauskommen könnten. Aber auch seine dokumentarischen Arbeiten stießen dann auf Zensur, genau wie seine Bilder (er malt unter dem Pseudonym Strawalde). Er habe nie das machen können, was man von ihm verlangte: die Darstellung des sozialistischen Realismus. Beim Dokumentarfilm, wie er ihn versteht, gibt es nichts Vorgefaßtes, sondern nur den Moment; den Kristallisationspunkt, an dem Menschen spontan die gegenseitige Fremdheit überwinden. Der "magische Schnittpunkt" beim Drehen ist die Übersetzung "vom Herzen zum Dokument". Insofern gibt es immer etwas Geheimnisvolles, das den Film zusammenhält. Die Komposition ist ähnlich wie im Jazz und in der Poesie: Es ist eine Mischung aus strenger Beobachtung von Blicken, Sprache, Schweigen, Milieu und einem "Sichgehenlassen". Für Böttcher ist "der reale Raum" wichtig. Wesentlich beeinflußtist er vom frühen russischen Film und vom italienischen Neorealismus. / Als wichtigste Pflicht eines Regisseurs sieht er die Fähigkeit über sich hinauszugehen um wirklich beobachten zu können. / Menschliche Hierarchien dürfen für den Dokumentarfilmer nicht gelten, er muß eine Beziehung zu allem in der lebendigen Welt haben. Es werden Sequenzen aus zwei Filmen Böttchers eingespielt:Der Rangierer (1984); In Georgien (1987).

Archivnummer HDF001406
weitere Titel:
Reihentitel: Dialog bei Kanal 4
Filmschaffende
Winderlich, Achim (Redaktion)
Christoph Hübner (Kamera)
Gabriele Voss (Sonstige/r Mitwirkende/r)
Claudia Weisser (Cutter/in)
LichtBlick (Produktionsleiter/in)
Datierung 1989
Länge 60'00"
Formate
Super VHS SW-Teile
Farbe SW-Teile
Ton
Kategorien MEDIEN
Schlagwörter
Eintragdatum: 18.08.1994
Änderungsdatum: 24.04.1997