Spaltprozesse

Der Film berichtet über die atomare Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf (Oberpfalz). Durch Kontinuität und Themenvielfalt eröffnet "Spaltprozesse" einen tiefen Einblick in landschaftliche, ökologische Zerstörung, schildert die mit dem Bau der WAA verknüpften atompolitischen Absichten und verdeutlicht die Gefährdung der Bevölkerung durch radioaktive Schadstoffemissionen. / Dabei stehen die bedrohten Menschen der Region in ihren persönlichen und politischen Veränderungsprozessen eindeutig im Vordergrund. Ehemals staatsgläubige Bürger wandeln sich in zaghafte Radikale. Beamtinnen, Hausfrauen, Mütter zeigen ein politisches und gesellschaftliches Verantwortungsbewußtsein, das über ihre anfängliche reine Empörung weit hinausreicht. Die Einflußnahme von Politik auf die Medien in ihrer Berichterstattung wird durch Wiedergabe von Polizeiaufnahmen mit Originalton, in denen von "Chaoten" und "militanten Gruppen" die Rede ist, deutlich. Aufnahmen von Zusammenstößen der Polizei mit den Demonstranten unter Anwendung von CS- und CN-Kampfstoffen sowie den Einsatz von Wasserwerfern lassen bei bislang staatstreuen Bürgern Zweifel an bundesdeutschen Demokratie aufkommen. / Aussagen verantwortlicher Politiker über die Notwendigkeit und den Nutzen der WAA werden den Äußerungen des Chemie-Prof. Armin Weiß über ökologische und menschliche Spätfolgen gegenübergestellt.Verdichtet werden emotionale und sachliche Vorgänge nicht mittels eines gesprochenen Kommentars, sondern über ruhige Kameraeinstellungen und assoziative Montagen, die mit dem Geschehen und Gesagten dramaturgisch verwoben sind. Poetische Bilder schaffen zusammen mit der eindringlichen Filmmusik eine nur mit Spielfilmen vergleichbare Identifikationsebene.Transportiert die von Ulrich Bassenge und Wolfgang Neumann komponierte Musik die ohnmächtige Wut und Verzweiflung von Menschen, die mit Steinen rhytmisch an den Stahl des Zauns klopfen, so macht das Widerstandlied von Rio Reiser "Der Traum ist aus" Mut.

Archivnummer HDF000203
weitere Titel:
Untertitel: Wackersdorf 001
Filmschaffende
Bertram Verhaag (Regisseur/in)
Claus Strigel (Regisseur/in)
Denkmal-Film (Redaktion)
Klaus Strigel (Kamera)
Waldemar Hauschild (Kamera)
Thomas Schwan (Kamera)
Peter Bergmann (Klanggestalter/in)
Lothar Kreutzer (Klanggestalter/in)
Draha Cizek (Cutter/in)
Rio Reiser (Vokalist/in)
Konstantin Wecker (Vokalist/in)
Ulrich Bassenge (Komponist/in)
Wolfgang Neumann (Komponist/in)
Datierung 1987
Uraufführung: Berlinale 1987
Länge 91'00"
Formate
Super VHS Farbig
VHS Farbig
Farbe Farbig
Ton
Kategorien POLITIK UND MILITÄR, UMWELT
Schlagwörter
Eintragdatum: 02.02.1993
Änderungsdatum: 27.06.2012