Deutsche Polizisten

Das letzte Spiel von Hertha BSC vor der Winterpause. / Fangruppen in vollbesetzten U-Bahn-Wagons. Rechte Slogans werden gegrölt. Polizisten eskortieren Fans zum Stadion. / Einer der Polizisten ist Bürol B. Er ist beeindruckt von den Slogans, fast ein wenig ängstlich. Er ist 23 Jahre alt, ehemaliger Türke. Später im Mannschaftswagen, auf dem Weg zurück ins Quartier, spricht er über diesen Einsatz: "Ich verpiss mich nicht, nur weil diese Leute es wollen, warum denn? Ich bin hier geboren, ich bleibe bis zum Schluß ein Polizist. Ich werde für diesen Staat kämpfen!" In diesem Film geht es um den 3. Zug der 5. Direktionshunderschaft Berlin-Kreuzberg/Neukölln. Der Zug besteht aus 28 Männern und Frauen. Fünf von ihnen sind ehemalige Ausländer. Drei ehemalige Jugoslawen und zwei ehemalige Türken. Sie alle haben die Ausbildung zum Polizisten durchlaufen. Dann haben sie die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen und sind vereidigt worden auf die Bundesrepublik Deutschland. Die meisten von ihnen sind hier geboren und aufgewachsen. Jetzt sind sie deutsche Polizisten. Ihre Haupteinsatzgebiete sind Stadtteile mit hohem Ausländeranteil, Kreuzberg und Neukölln. Während der Einsätze begegnen sie Landsleuten, ergreifen oft polizeiliche Maßnahmen gegen sie, verhören in ihrer Muttersprache. Bürol B. sagt später im Film, nach einem nächtlichen Undercovereinsatz gegen illegal beschäftigte Ausländer: "Das ist wie bei Räuber und Gendarm. Wir sind jetzt die Guten und die anderen die Bösen!" Und er lächelt ein wenig dabei.Sie hoffen, nicht gegen Verwandte und Bekannte ermitteln zu müssen, scheuen sich vor diesem Konflikt. Von jüngeren Landsleuten werden sie oft als Verräter beschimpft. Man kann sehen, daß sie in diesen Einsätzen gegen ihre Landsleute oft besonders hart und korrekt sind. Im Zentrum es Films stehen drei der ehemaligen Ausländer. Zwei ehemalige Türken und ein Jugoslawe. Der Film folgt ihnen 60 Minuten lang, während ihrer Tag- und Nachtschichten, in ihrem Alltag als deutsche Polizisten. Wir sehen ihre Arbeit auf den Straßen, den U-Bahnhöfen, den Kneipen und Gefangenensammelstellen. Ihr Warten auf der Wache, bei der Schreibarbeit, den Besprechungen. Sie erzählen von sich, der Stadt Berlin, den Konflikten, die auch in ihnen sind.Von ihrem Selbstverständnis. Und ihrem Selbstbewusstsein.

Archivnummer HDF003782
weitere Titel:
Untertitel: Viele Kulturen - eine Truppe
Filmschaffende
Aysun Bademsoy (Autor/in)
Aysun Bademsoy (Regisseur/in)
Sophie Maintigneux (Kamera)
Aysun Bademsoy (Cutter/in)
Bettina Blickwede (Cutter/in)
Datierung 28.07.1999
Länge 60'00"
Formate
Super VHS Farbig
Farbe Farbig
Ton
Kategorien GESELLSCHAFT UND SOZIALES
Schlagwörter
Eintragdatum: 27.10.1999
Änderungsdatum: 27.12.1999