Abschied von gestern

Geschichte der Anita G., eines Mädchens jüdischer Abstammung, das aus der DDR in die BRD kommt und hier eine wahre Odyssee durchmacht, die freilich aus lauter alltäglichen Episoden besteht. Anita, die als einzige Habe einen Koffer besitzt, muß im Grunde stets um ihr Überleben kämpfen. / Obwohl sich ein Handlungsfaden durch alle Episoden des Films hindurchzieht, ist der Film bruchstückhaft und elliptisch erzählt, einzelne Szenen wirken wie dokumentarische Aufnahmen (und sind es vielfach auch); die Personen des Films spielen nicht nur Rollen, sondern gleichzeitig sich selbst. An den Drehorten Vorgefundenes, objektiv Existierendes wird ausgenommen. Vielfach tritt das Filmteam nicht optisch, aber akustisch durch Fragen oder Reaktionen auf Gesagtes in Erscheinung. Außerdem verwendet Kluge aufschlußreiche und eigenwillige Bildzitate und Zwischentitel, die vielfältige Assoziationen beim Zuschauer auslösen, wie auch die von Kluge gelesenen Kinderverse; Bilder und Verse wirken wie Erinnerungen an eine ferne Zeit, als noch eine Freundlichkeit unter den Menschen herrschte, die heute verlorengegangen zu sein scheint. Eine wichtige Rolle spielt auch die Tangomusik, die die Rückblenden und Erinnerungssequenzen begleitet. / Gesellschaftskritisches Engagement, Anteilnahme am Schicksal der Hauptdarstellerin, großartige optische Metaphern.

Archivnummer HDF001164
weitere Titel:
Untertitel: Anita G.
Filmschaffende
Alexander Kluge (Regisseur/in)
Alexander Kluge (Autor/in)
Edgar Reitz (Kamera)
Thomas Mauch (Kamera)
Beate Mainka (Cutter/in)
Alexander Kluge (Sprecher/in)
Kairos-Film München u. Independent-Film Berlin (Produktionsleiter/in)
Datierung 14.10.1966
Länge 89'00"
Formate
Super VHS Schwarz/weiß
Farbe Schwarz/weiß
Ton
Kategorien GESELLSCHAFT UND SOZIALES
Schlagwörter
Eintragdatum: 07.05.1994
Änderungsdatum: 10.01.1997