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Film-Werkschau Ula Stöckl
Das Kübelkind ist eine Kunstfigur: in jeder Geschichte zwingt die Gesellschaft sie, etwas zu lernen. Aber sie, erwachsen vom Augenblick ihrer Geburt an, lernt ungefragt immer noch etwas mehr, als von ihr verlangt wurde. Das von der Gesellschaft nicht gewollte "etwas mehr". Das Gelernte bringt es aber in Lebensgefahr. In jeder der insgesamt 25 Episoden stirbt das Kübelkind. Es stirbt sich durch alle Kino-Genres. Seine Geschichten haben alle möglichen Zeiten und spielen in allen möglichen Zeiten. Es ist die Geschichte einer "polymorph-perversen, infantilen, monströsen Person" (Edgar Reitz). Was ist ein Kübelkind? Auslöser ist der Witz von der aufgezogenen Nachgeburt. Man sollte eine Nachgeburt wegwerfen und nicht aufziehen. Damit fängt Kübelkinds Unrechtssituation an. Kübelkind wächst in einer Mülltonne, von Anfang an in einem roten, geblümten Kleid, roten Strümpfen und roten Schuhen. Die Darstellerin des Kübelkindes trägt diese Kleidung in allen Geschichten. Damit man das Kübelkind schon von weitem erkennt und damit auch optisch klar wird:die kann sich anstrengen wie sie will, sie wird nie so sein wie wir. Anfangs sieht es so aus, als wäre Kübelkind gern im Kübel. Zumindest kennt sie es nicht anders. Dann kommt einer von uns und sagt, das ginge so nicht. Jeder hätte einen Vater und eine Mutter zu haben, brauche ein schönes Bett in einem hellen Zimmer und viele liebe Leute um sich herum. Kübelkind kennt diese Welt nicht und lässt sich darauf ein, ihren Kübel zu verlassen. Die Alternative zum Kübel sind leider wir, und damit wird es für das Kübelkind sehr kompliziert. Plötzlich muss sie aufhören, direkten Wünschen nachzugehen. Erziehungs- und Lernprozesse macht sie solange durch, mit allen Konsequenzen, bis sie mordet, hurt und stiehlt, selber ermordet wird, in der nächsten Geschichte wiederkommt und anfängt, sich zu rächen. Aber mehr darüber erzählen die einzelnen Geschichten.
| Archivnummer | MFG000035 |
|---|---|
| weitere Titel: | Reihentitel: Film-Werkschau Ula Stöckl
|
| Filmschaffende | Ula Stöckl (Autor/in) Edgar Reiz (Autor/in) Ula Stöckl (Regisseur/in) Edgar Reitz (Regisseur/in) Edgar Reitz (Produktionsleiter/in) Jobst Neuschäffer (Sonstige/r Mitwirkende/r) Kenan Ormanlar (Sonstige/r Mitwirkende/r) Guido Reitz (Sonstige/r Mitwirkende/r) Jessy von Starnberg (Sonstige/r Mitwirkende/r) Ekkehart Kühn (Sonstige/r Mitwirkende/r) Kristine Deloup (Schauspieler/in) Alf Brustellin (Schauspieler/in) Antje Ellerman (Schauspieler/in) Josette Genet-Bollinger (Schauspieler/in) Werner Herzog (Schauspieler/in) Alexander Kaempfe (Schauspieler/in) Hans Sukopp (Schauspieler/in) |
| Datierung | 1970 |
| Länge | 95'00" |
| Formate | VHS SW-Teile 4:3 VHS SW-Teile 4:3 |
| Farbe | SW-Teile |
| Ton | Sendeton |
| Kategorien | GESELLSCHAFT UND SOZIALES, Gesellschaft und Soziales > Kindheit, Gesellschaft und Soziales > Gesellschaftsordnung |
| Schlagwörter | |
| Eintragdatum: | 02.06.1999 |
| Änderungsdatum: | 20.07.2016 |