"Ich bin gekommen als Null, als Versager, und heute bin ich Gruppensprecher ... und ich musste dafür nicht einen einzigen Schlag ansetzen." In der Stimme des 13-jährigen Marco hört man Erstaunen, als er von seinem Leben in Stephansheide, einer Einrichtung der Kinder- und Jugendfürsorge bei Rösrath in Nordrhein-Westfalen, erzählt. Mit drei Jahren ist er ins Heim gekommen, mit sechs Jahren, so sagt er, habe er nach allem getreten und geschlagen, was ihn blöd von der Seite anmachte. Marco ist einer von vier Jugendlichen im Alter von 13 bis 16 Jahren, die der Dokumentarfilmer Wolfram Seeger ein Jahr lang in Stephansheide mit der Kamera begleitet hat. "In regelmäßigen Abständen, wenn in der U-Bahn ein Rentner zusammengeschlagen wird, sind schwer erziehbare, gewaltbereite Jugendliche in aller Munde", so Seeger "Danach werden sie wieder totgeschwiegen. Kaum jemand kennt wirklich einen, aber jeder weiß, was man mit 'denen' machen müsste." Was "danach" mit ihnen passiert, das zeigt Seegers Film "Im Heim". Laut Statistik des Bundeskriminalamts ist jeder achte Tatverdächtige zwischen 14 und 18 Jahre alt. Das sind 400.000 Jugendliche. Wie aber soll man mit jungen Menschen umgehen, die emotional verarmt sind und ihre Aggressionen nicht kontrollieren können, die die Welt als grundsätzlich feindlich gesinnt erleben, keine Beziehungen eingehen können, die andere als Bedrohung empfinden und daher glauben bekämpfen müssen?Der Film "Im Heim" begleitet den bis ins Kleinste geplanten Tagesablauf von vier Jugendlichen und zeigt das strenge Regelsystem. Seegers Film beobachtet die Konflikte der Jugendlichen untereinander und wie die Betreuer damit umgehen. Er lässt die Jugendlichen selbst zu Wort kommen, mit Selbstkritik und Selbstzweifeln, Hoffnungen und Träumen. Außerdem spricht der Filmemacher mit den Betreuern und den Müttern der vier Jungen.